Nachdem auf der letzten Hanse Sail bei einem Unfall die Stenge des Großmastes gebrochen ist, waren wir einige Monate „oben ohne“ unterwegs. Im Frühjahr konnten wir nun endlich den Ersatz montieren. Hier zeigen wir, wie es dabei zugegangen ist.
Vorbereitung
Für die Herstellung der neuen Stenge konnten wir einen Bootsbauer auf dem Darß gewinnen. Es war ein großes Glück, dass wir einen Handwerksbetrieb mit der notwendigen Kompetenz und passend zu unserem Budget in der Nähe finden konnten.
Den Transport in unsere Werkstatt mussten wir selbst organisieren – und hatten mit einem 12 m (!) langen Anhänger Erfolg. Über diesen ragte die Stenge sogar noch etwas hinaus, weil wir sie erst bei uns vor Ort auf die exakte Länge gekürzt haben.
Bevor wir sie montieren konnten, war allerdings noch einiges an Konservierungsarbeit notwendig. Die Stenge wurde gewässert, grundiert und gebeizt. Anschließend erhielt sie sechs(!) Anstriche mit Benar-Öl. Auch die Aufnahmen für die Steighilfen wurden bereits in der Werkstatt gebohrt, um nachher oben auf dem Mast so wenig Arbeit wie möglich zu haben.
Zur Montage musste das 11 m lange Holzteil von unserer Werkstatt in der Werftstraße zum Schiff gebracht werden – ohne dass uns ein geeignetes Fahrzeug zur Verfügung stand. Rollwagen waren das Transportmittel der Wahl. Deswegen wurde auch das Schiff in das Neptunwerftbecken verlegt. Dadurch konnten wir den Weg, den wir mit der Stenge zurücklegen mussten, fast halbieren.
Montage
Einmal an Bord, musste das Ersatzteil „nur“ noch nach oben auf den Großmast gebracht werden. Dazu bedienten wir uns nicht etwa eines Krans – das geschah ausschließlich mit Muskelkraft! Allerdings bedurfte es dafür geschickte Leinenführung und den Einsatz geeigneter Zugwerkzeuge („Luxemburger“, Mehrzweckzug). Eine Vorgehensweise, mit der Seeleute schon in früheren Zeiten gebrochene Masten oder Stengen auf See ersetzen konnten.
Wir haben die Arbeit auf zwei Tage aufgeteilt. Am ersten Tag haben wir die Stenge an Bord geholt, senkrecht aufgerichtet und vor dem Großmast abgestellt. Am Folgetag haben wir sie dann nach oben auf den Mast befördert. Während die Crew an Deck die Stenge behutsam nach oben zog, arbeiteten auf der Mastspitze zwei Kollegen daran, die Stage, Steighilfen und unsere Greif-Windfahne an dem Ersatzteil zu montieren. Das konnte erst dort erfolgen, weil die Stenge sonst nicht durch das Eselshaupt – das Verbindungsteil zum Mast – gepasst hätte.
Nach sechs Arbeit Stunden am zweiten Tag war es vollbracht – der „Groß“-Mast entsprach wieder seinem Namen und unser Schiff hatte seine traditionelle Silhouette zurück. Es hat sich wieder einmal erwiesen, dass gute Vorbereitung das A und O ist. Dank der exakten Präparation hat bei der Montage alles im ersten Versuch gepasst!